Gemäß den einschlägigen Gesetzen, Normen und Richtlinien ist es notwendig, Krankenanstalten mit lüftungstechnischen Anlagen auszurüsten, die im definierten Anwendungsbereich im Wesentlichen drei Kriterien erfüllen müssen: Physiologie (Behaglichkeit/Wohlbefinden), krankenhausspezifische Raumlufthygiene (Infektionsprophylaxe, Schutz gegen Gerüche und chemische Belastungen), Anforderungen technischer Prozesse oder Produkte (Funktionalität und Sicherheit).
Bei der Projektentwicklung ist davon auszugehen, dass ein Bedarf besteht, der auf Basis von Nutzervorgaben befriedigt werden muss. Um diesen Bedarf befriedigen zu können, ist es notwendig, Krankenhausbauten auch mit Kältemaschinen auszurüsten, welche die notwendige Kälteleistung für die Erfüllung der oben angeführten drei Kriterien zu erbringen imstande sind. Der Einbau einer Kältemaschine ist sozusagen eine Ohnehin-Investition, die auf alle Fälle notwendig ist.
Im Rahmen der Projektentwicklung wurde von uns untersucht, diese ohnehin notwendige Kältemaschine im Winter auch als Heizmaschine verwenden zu können, indem diese als Wärmepumpe gefahren wird, die sowohl imstande ist zu kühlen als auch zu heizen. Dazu wurden umfangreiche Untersuchungen angestellt und ein sogenanntes offenes Erdwärmesystem projektiert, welches als Wärmeträgermedium Grundwasser, das über Entnahmebrunnen gefördert, thermisch genutzt und über Schluckbrunnen dem Erdreich wieder zugeführt wird, verwendet. Das Haustechnikprojekt sieht vor, das gesamte Gebäude über Niedertemperatur zu beheizen, wobei als Heizmedium die beschriebene kombinierte Wärmepumpe/Kältemaschine zum Einsatz kommt.
Die Abfuhr der Kondensatorwärme im Sommer sowie die Wärmeentnahme über den Verdampfer im Winter erfolgt über das oben beschriebene Brunnensystem. Als Heizmaschine wurde eine sogenannte Turbo-Core-Maschine herangezogen, welche im Teillastbetrieb einen COP (reale Leistungszahl) von >10 zu liefern imstande ist. Diesbezüglich wurden umfangreiche Betriebskosten- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen angestellt, die letztendlich ergaben, dass diese Art der Energieversorgung des Krankenhauses betriebskostenmäßlig;ig günstiger kommt als der reine Anschluss an die Ortswärme. Die Investition der Kältemaschine = Wärmepumpe war ohnehin notwendig und dient nun sozusagen als Abfallprodukt auch der Beheizung des Gebäudes.
Das Grundwasser, welches in unserer Wärmepumpe im Winter zum Heizen genutzt wird, wird im Sommer durch die Globaleinstrahlung oberflächennahe erwärmt. Dieses im Sommer erwärmte Grundwasser wird im Winter zu Heizzwecken genutzt, sodass bei dieser Art der Beheizung des Objektes von einer indirekten Sonnenenergienutzung im idealen Fall gesprochen werden kann. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die für die Errichtung des Krankenhauses St. Johann in Tirol ohnehin notwendige Kältemaschine durch unser Projekt so genutzt wird, dass sie im Winter als Wärmepumpe für das Krankenhaus die Energieversorgung im Heizbetrieb sicherstellt. Die dabei erzielbaren Energiekosten liegen wesentlich unter den Energiekosten, die das Nahwärmenetz St. Johann in Tirol für die Fernwärme berechnet. So wird in diesem Projekt in idealer Form eine sowieso notwendige Kältemaschine auch zum Heizen genutzt, wobei dazu Umweltenergie herangezogen wird, welche über die Global-Strahlung über das ganze Jahr auf die Erdoberfläche auftrifft und das oberflächennahe Grundwasser erwärmt, welchem im Heizprozess das von der Sonne gelieferte Energiepotenzial über die Wärmepumpe entzogen und zum Heizen des Krankenhauses in einer äußlig;erst kostengünstigen Form genutzt wird.